Fastelovvend bei der Stadtpuppenbühne "Öcher
Schängchen" ist ein besonderes Highlight im Aachener Karneval. Was
aber der Chronist am Samstag erlebte war eine Begegnung aus einer
anderen Zeit. Vor dem Hintergrund langjähriger Erfahrung durch die
Dokumentation auch der Schängchen-Veranstaltung und der, in der
Zwischenzeit sich einschleichenden Meinung, im Aachener Karneval
werde es so schnell keine Überraschungen und erst recht keine neuen
Talente und schon gar nicht so etwas wie einen Büttenredner geben,
war mit diesem stabilen Vorurteil gegen 20:15 Uhr im
Schängchen-Theater Schluss.
Zu diesem Zeitpunkt trat Manfred Birmans, bekannt als Vorsitzender
des Vereins Öcher Platt e.V., auf die Bühne. So wie der Auftretende
da stand und über die häuslichen Karnevalsfeiern in seiner Familie
und Nachbarschaft plauderte kamen so mit und mit die Erinnerungen an
eine Zeit hoch, als Karneval zu Beginn der 50-ziger Jahre noch "handmade"
war. Spaß wurde bei begrenzten Möglichkeiten und eben solchem Budget
in Eigenregie organisiert. Man machte sich und anderen Menschen
selbst Spaß und Freude. Manfred Birmanns weckte die Erinnerung an
den längst aus dem Gedächtnis gefallenen "Muschelemann" und stimmte
Lieder an, die ebenfalls schon lange den gealterten Gehirnwindungen
entfallen waren. Der eingelegte "Härrek", der "selbstjebrannte
Fusel" und die "Aufgesetzten" waren wieder präsent.
Da konnte sich auch der im Publikum sitzende Leo Bardenheuer nicht
zurückhalten und stimmte, der alten Texte noch erstaunlich sicher,
einige Lieder an. Auf die kleine Bühne des Puppentheaters gebeten,
sang er dann mit Manfred Birmans einige Lieder der damaligen Zeit
kurz an.
So groß die Überraschung an diesem Abend war, so groß ist auch die
Freude darüber, dass es noch Möglichkeiten gibt, wenn auch nur mit
kleinem Publikum Fastelovvend in seiner unverfälschten Oecher Art
erleben zu können.
Manni Birmans steht für mich seit Samstag in der schwindenden Zahl
der Oecher Hoffnungsträger an erster Stelle. Dubbele Merssi Manfred! |