Nun aber steht durch Corona bedingt fest: Eine
„normale" Session wird es 2021 nicht geben.
Sich von den vielen schönen Bildern im Kopf zu trennen, die
man sich für die Session gemalt hatte, fällt überhaupt nicht leicht
– das kann ich Ihnen sagen. Denn es brauchte eine Zeit, in der mir
und den Jungs an meiner Seite klar wurde, wie sehr Corona und die
damit einhergehende Unsicherheit in der Planung unsere Ideen für die
Prinzenzeit und natürlich auch die Pläne der Prinzengarde
durchkreuzt. Stück für Stück aber hat sich die Erkenntnis
durchgesetzt: Das, was wir uns für 2021 ausgedacht haben, geht so
nicht. Aber wir wollten uns auch unserer Verantwortung für die
Jecken in Aachen stellen und die Zusage an den AKV einhalten.
Stand für Dich auch die Absage zur Debatte?
Ja, natürlich habe ich darüber nachgedacht. Wir haben
unzählige Gespräche gehabt. Mein Adjutant Marc Laube und ich im
Besonderen. Aber natürlich auch mit den Jungs, die meinen Hofstaat
bilden sollen, der Prinzengarde und dem AKV. Letzten Endes aber hat
der Prinz als Identifikationsfigur eine Vorbildfunktion für alle
Jecken unserer Kaiserstadt. Ein wenig Frohsinn, Lachen und
Leichtigkeit – das brauchen wir Alle vielleicht gerade jetzt. Und
irgendwann stand dann felsenfest: Wir machen das für die Öcher
Jecken und werden Wege finden, mit den dann geltenden
Corona-Rahmenbedingungen umzugehen. Und – ganz ehrlich - entweder
hat man den Karneval im Herzen – oder nicht. Und ich stehe zu meinen
Zusagen. Für mich ist die Session 2021 auch eine Chance für alle
Karnevalisten, alle Vereine und alle Jecken in Aachen, noch enger
zusammenzurücken. Ob mit Lackschuh, Turnschuh oder barfuß: „Nur
zesame sünd für Öcher Fastelovend."
Welche Auswirkungen wird Corona auf die Session haben?
Wir müssen davon ausgehen, dass es den klassischen Saal-,
Straßen- und Kneipenkarneval nicht geben wird. Bereits jetzt im Mai
ist das klar. Und zwar unabhängig davon, wie sich die
Corona-Pandemie in den kommenden Monaten und die mit ihr verbundenen
Abstands- und Veranstaltungsauflagen entwickeln wird. Kein
Veranstalter kann jetzt Verträge mit Künstlern unterschreiben. Keine
Prinzenproklamation geplant werden. Auch ein Rosenmontagszug, wie
wir ihn kennen, ist schwer vorstellbar. Alle Vereine in Aachen und
damit auch wir als Prinz und Hofstaat müssen heute so planen, als
würden auch in acht und neun Monaten die gleichen
kontaktbeschränkenden Auflagen gelten wie heute.
Wie reagiert ihr mit Eurem Konzept für die Session darauf?
Unser Konzept „Mär zesame sönd vür (Öcher) Fastelovvend!"
wird sehr mobil und sehr digital sein müssen. Damit wir den Frohsinn
zu den Menschen bringen können, werden wir mit einer fahrbaren
Lösung arbeiten. Unser Regenbogen-Bus ist ein Doppeldecker, dessen
Oberdeck zur mobilen Bühne werden kann. Wir können damit nah vor
Häuser, Wohnheim, Senioreneinrichtungen, Kindergärten, Schulen oder
Krankenhäuser fahren und direkt vor der Einrichtung unsere Lieder
singen, ein wenig jecken Verzäll machen und den Menschen ein Lächeln
„durch die Mauern und Fenster" senden. Einer meiner Jungs hat das
Konzept lachend „39 kleine Rosenmontage" statt eines großen genannt.
Digital spielen wir jeden Tag der Session mit den Möglichkeiten der
sozialen Medien. Es wird ein Video-Tagebuch geben und wir werden
darin versuchen, so viele Vereine des Festausschusses Aachener
Karneval zu integrieren, wie nur irgend möglich.
Warum der Regenbogen?
Der Regenbogen hat sich in den letzten Wochen zu einem
Symbol der Hoffnung auf ein Ende der Corona-Pandemie entwickelt. Und
auf die Zeit danach. Wenn man durch die Straßen fährt, sieht man in
den Fenstern unzählige von Kindern gemalte Regenbögen. Er ist auch
ein Symbol für die Vielfalt des Karnevals, das Bunte, das Lebendige.
Er nimmt alle Farben der Gesellschaften auf und sagt damit: Zusammen
sind wir Karneval. Und gemeinsam gehen wir auch durch Corona durch.
Wie kam es zum Motto für die Session 2021?
Die Folgen der Corona-Pandemie stellen unsere Gesellschaft
vor riesige Herausforderungen. Und keiner kann bei der dynamischen
Entwicklung sagen, wie es in 3, 6 oder 9 Monaten aussehen wird. Mit
dieser Ungewissheit zu leben und positiv zu bleiben: Das schaffen
wir Alle nur gemeinsam. Karneval ist so etwas wie gefeierter
Optimismus: Die Menschen fliehen für die jecken Tage aus dem Alltag
und lassen die Sorgen hinter sich. Diese Idee des Karnevals wollen
wir leben – überleben – lassen. Das geht aber auch nur dann, wenn
alle zusammen mit uns diese besondere Session unter ihren besonderen
Rahmenbedingungen und Regeln meistern. Denn so banal es klingt:
Karneval kann man nicht alleine feiern: „Mär zesame sönd vür (Öcher)
Fastelovend."
Wie stemmt ihr das organisatorisch?
Dass wir unter den besonderen Vorzeichen von Corona eine
komplett neue Form von Prinzen-Zeit für 2021 erleben werden, lässt
alle Beteiligten aus Vereinen, Elferrat und unserem Team sehr eng
zusammenrücken. Es werden Wege gesucht und gefunden, wie eine
Corona-Session 2021 zu bespielen sein könnte. Zu erleben, wie
kreativ hier unter Druck gearbeitet wird, reißt mich mit – toll!
Wie geht deine Familie damit um?
Meine Frau und meine Kinder wissen, welchen Verrückten sie da am
Küchentisch haben. Karneval haben wir Bettenhausens alle im Blut.
Als die Idee der Corona-Session an diesem Küchentisch besprochen
wurde, gab es aber schon einige offene Münder. Letzen Endes aber hat
aber auch meine Familie gesagt: Mach es, weil es wichtig für die
Menschen ist, dass es auch in diesem Jahr einen Prinzen gibt. Eine
großartige Unterstützung für mich.
Wie bewältigt ihr die Session finanziell?
Die Finanzierung der Session ist immer eine große Aufgabe -
gerade aktuell, in denen verständlicherweise auch viele potenzielle
Sponsoren wirtschaftlich schwierige Zeiten erleben. Wir werden die
anstehenden Corona-Session daher auch finanziell eng nähen müssen
und ungewöhnliche Ideen haben, um denoch für den guten Zweck zu
sammeln. Zum Beispiel bei unseren Orden, die wir wegen ihrer
besonderen Bedeutung für Karnevalisten natürlich machen wollen. Aber
die werden dann eben nicht umgehängt, sondern online bestelle und zu
den Jecken nachhause geschickt.
Wie reagierte der Hofstaat auf die „neue" Session?
Ich habe den Jungs bei der Vorstellung der Ideen gesagt,
dass ich für Jeden, der hier absagt, Verständnis habe. Für jede
Familie ist es eine Sondersituation, wenn Papa eine Session im
Hofstaat feiert. Auch beruflich. Da müssen auch die Familien
dahinterstehen. Dass nun sieben Jungs in diesem besonderen Jahr
mitziehen, finde ich außergewöhnlich. Das freut mich riesig.